„Telefonbesucher“ gesucht

Die Professur für Angewandte Gerontopsychologie der Technischen Universität Chemnitz und die Volkssolidarität Chemnitz rufen gemeinsam dazu auf, ältere Menschen durch Telefonanrufe vor der Vereinsamung zu bewahren.

Telefonische „Besuche“ gegen Sorgen und drohende soziale Isolation

Durch einen ehrenamtlichen Telefondienst alleinstehende Senioren vor der Vereinsamung zu bewahren, das soll das Ziel des gemeinsamen Projektes „Morgenohr“ der Professur für Angewandte Gerontopsychologie der Technischen Universität Chemnitz und der Volkssolidarität Chemnitz sein. Durch die Einschränkungen in der Corona-Krise fallen gewohnte soziale Kontakte im Alltag weg. Besonders alleinlebende ältere Menschen und chronisch erkrankte Menschen laufen Gefahr, Sorgen vor Ansteckung mit niemandem teilen zu können und von Informationen, die Unsicherheit lindern könnten, abgeschnitten zu sein. Daher suchen die Projektpartner bereits jetzt nach ehrenamtlichen Telefonpaten. Durch regelmäßige Anrufe sollen diese den betroffenen Senioren telefonisch zur Seite stehen.

Prof. Dr. Georg Jahn unterstreicht die Bedeutung von Initiativen, die auf diejenigen älteren Menschen zugehen, deren soziale Kontakte durch die aktuellen Empfehlungen zur Ansteckungsvermeidung eingeschränkt sind und es teilweise zuvor bereits waren. Ohne Begegnungen und Gespräche würden sich Sorgen und Ängste aufschaukeln. Handfester Bedarf nach Unterstützung und Hilfe könne ohne Kontakt nur schwer mitgeteilt werden. „Die Menschen in Not nebenan könnten übersehen werden“, befürchtet Prof. Jahn und schlägt vor: „Besser, wir fragen nach und erleben interessante Begegnungen.“

Andreas Wolf-Kather von der Volkssolidarität Chemnitz bestätigt die sozialen Auswirkungen der gegenwärtig notwendigen staatlichen Maßnahmen. Gerade unter den hochbetagten Menschen gäbe es noch viele Senioren, die kein Internet nutzen und somit auch keinen Zugang zu sozialen Medien haben, um mit anderen Menschen zu kommunizieren. Daher bliebe ihnen derzeit nur das Telefon. „Ein freundlicher Anruf, ein paar aufheiternde Worte und hilfreiche Informationen würden hier schon viel helfen“, so der Leiter des Bereiches Mitgliederbetreuung und Ehrenamt der Volkssolidarität Chemnitz, „Wir suchen noch Telefonpaten, die genau diese Aufgabe regelmäßig übernehmen möchten.“ Die Nachbarschaftshilfe, die bereits seit 75 Jahren in der Volkssolidarität gelebt werde, würde dadurch neue Wege gehen. Wer gerne zum Hörer greifen möchte, um ältere Menschen telefonisch zu besuchen, melde sich bitte bei der Mitgliederbetreuung der Volkssolidarität Chemnitz (Tel. 0371 5385-117, E-Mail: mitgliederbetreuung[at]vs-chemnitz[dot]de) oder bei Prof. Dr. Georg Jahn (E-Mail: georg.jahn[at]psychologie.tu-chemnitz[dot]de). Senioren, die telefonisch „besucht“ werden möchten, können sich hier ebenso melden.

Nachbarschaftshilfe

Einige Senioren benötigen zudem Unterstützung bei Besorgungen, um Ansteckungsrisiken zu vermeiden. Auf die Straße zu gehen, um Lebensmittel oder Medikamente zu kaufen, ist für gefährdete Menschen besonders riskant. Viele Bürgerinnen und Bürger in Chemnitz haben das erkannt, die Initiative ergriffen und bei ihren Nachbarn nachgefragt. Einige bieten in Form von Aushängen mit abreißbarer Telefonnummer Unterstützung bei Versorgungsgängen an.

Ebenso ein offenes Ohr für alleinstehende Senioren haben die Mitarbeiter der Stadtteiltreffs der Volkssolidarität Chemnitz. Telefonisch beraten sie, organisieren wenn nötig Hilfe und hören gerne auch einfach nur zu. Bei konkreten Hilfebedarfen wird bspw. an das Freiwilligenzentrum Chemnitz vermittelt.

Dieses vernetzt über die Website der Corona-Alltagshilfe Helfer und Menschen mit Bedarf ganz nach ihren Wünschen und freien Kapazitäten:

aktiv-in-chemnitz.de/corona-hilfe/

Helfen Sie mit und geben Sie diese Information zu Unterstützungsangeboten weiter.

 

 »Morgenohr«